Wolfgang Amadeus Mozart - Missa brevis et solemnis in C, KV 259

 


 

Noten und Klangbeispiele:


KYRIE 
GLORIA
CREDO 
SANCTUS
BENEDICTUS 
AGNUS DEI 

© Internationale Mozarteum Stiftung

 


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Die Missae breves

Auszug aus www.carus-verlag.com

Mit wenigen Ausnahmen – der Trinitatismesse KV 167 und der Missa longa KV 262 – gehören Mozarts Messen der Salzburger Zeit ab 1772 dem Typus der Missa brevis an. In einem – im Original italienischen – Brief berichtet Mozart am 4. September 1776 seinem Mentor Giovanni Battista Martini über die vom Fürsterzbischof zelebrierten Pontifikalämter: „Unsere Kirchenmusik unterscheidet sich sehr von der in Italien, um so mehr, da eine Messe mit Allem – dem Kyrie, Gloria, Credo, Epistelsonate, dem Offertorium oder auch einer Motette, Sanctus und Agnus Dei – ja selbst die allersolenneste, wenn der Fürst die Messe selbst hält, nicht länger als drei Viertelstunden dauern darf. Es bedarf eines besonderen Studiums für diese Art der Komposition, und zwar deshalb, weil es eine Messe mit vollem Instrumentarium – Kriegstrompeten und Pauken – sein muss.“

Mozarts Brief wird oft als Kritik an der Amtsführung des Grafen Hieronymus Colloredo gedeutet, der die Nachfolge des am 16. Dezember 1771 verstorbenen Sigismund von Schrattenbach angetreten hatte. Ähnliche Regeln galten aber auch andernorts. Dies ändert aber nichts daran, dass die Regelung den Komponisten zu äußerster Konzentration zwang, denn die Dauer der Messkomposition selbst durfte mit Rücksicht auf die übrigen Bestandteile der Liturgie 25 Minuten nicht überschreiten. Eine besondere Herausforderung stellten die textreichen Sätze Gloria und Credo dar, die auf diese Weise wenig Raum zu einer detaillierten Textausdeutung boten. Gewöhnlich wird nur das „Incarnatus est“ durch einen langsamen Adagio-Satz von der Umgebung abgesondert und hierdurch besonders hervorgehoben. Gelegentlich behalf sich Mozart mit Verschränkungen, bei denen unterschiedliche Texte gleichzeitig erklangen.

Orgel-Messe

Der Beiname dieser Messe verdankt sich der eigenständig-solistischen Präsenz des Orgelinstruments während des "Benedictus"-Abschnittes. Damit steht KV 259 in einer bis in die 1730er Jahre zurückreichende Tradition, die sich durch Komponistennamen vor allem aus dem Wiener Raum, wie Georg Reuter, Joseph Haydn, Karl Ditters von Dittersdorf oder Johann Baptist Vanhal belegen lässt.

Mozarts „Orgelsolomesse“ in C-Dur ist vom Typus her eine Missa brevis ganz und gar im Gusto seines Chefs Fürsterzbischof Graf Hieronymus Coloredo, der verfügte, dass unter seinem Zelebrat ein musikalisch gestalteter Gottesdienst nur 3/4 Stunden dauern durfte. Berücksichtigt man aber den Einbezug der Trompeten und der Pauken, so entsteht leicht der Eindruck einer Missa brevis et solemnis. Arienartige Passagen kennt diese Messe nicht. Alle SolosteIlen sind ensemblemäßig komponiert, daher durchaus auch von versierten Chorsängerinnen und Chorsängern zu singen.

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